Umgang mit Fremden in bedrängter Zeit

Autor der Dissertation

Stadelmann Jürg, Umgang mit Fremden in bedrängter Zeit. Schweizerische Flüchtlingspolitik 1940–1945 und ihre Beurteilung bis heute, Zürich 1998.

Jürg Stadelmann konnte 1998 seine Dissertation beim Verlag Orell Füssli publizieren.

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Beschrieb

Warum verhielt sich die Schweiz während des Zweiten Weltkrieges so widersprüchlich, als es um die Aufnahme von Flüchtlingen ging? Wo lagen die Motive, dass man in grosser Zahl «Kriegsflüchtlinge» aufnahm und gleichzeitig Tausende von existenziell bedrohten Menschen (insbesondere jüdische Schutzsuchende) abwies? Was bewegte Regierung und Behörden zu ihrem damaligen Verhalten, und wie reagierte die Schweizer Bevölkerung? Warum wollte oder konnte man die bekannten Informationen über die tödliche Bedrohung und das absehbare Schicksal der Flüchtlinge nicht richtig einschätzen?

Jürg Stadelmann sucht frei von ideellen Bewertungsschemen den Zugang zur schweizerischen Flüchtlingspolitik während des Krieges. Als Ergänzung zur jüngeren Forschung, die diese Politik an der historisch gewachsenen humanitären Tradition des Landes misst und als Sündenfall beurteilt, legt er ein neues Erklärungsmodell vor. Er legt dar, dass der Kriegsgeneration nicht so sehr vorzuwerfen ist, dass sie den industriellen Massenmord nicht erkannt hat. Ihr Versagen sowie die schweizerische Schuld liegt vielmehr darin, dass damals in unzulässiger Weise zwischen «echten» Schutzsuchenden (Kriegsflüchtlingen) und sogenannt «falschen» (Terrorflüchtlingen) unterschieden wurde.

Das reich illustrierte Buch basiert auf umfassenden Studien und stellt das Ergebnis einer über zehnjährigen Arbeit dar. Mit seiner kritischen Analyse des damaligen Umgangs mit Flüchtlingen sowie der bis heute anhaltenden Auseinandersetzung mit diesem brisanten Thema zeichnet der Autor ein sehr differenziertes Bild der historischen Situation und ihrer späteren Interpretation.