Schweiz 1940-46: Internierte Militär- + Zivilflüchtlinge
Warum heissen wir so? – Wenn Enkel nach dem polnischen Grossvater fragen
Vor 75 Jahren: Innert sechs Tagen flüchteten über 50’000 Personen in die Schweiz
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Vom 19. auf den 20. Juni 1940 überschritten 12’934 polnische mit 29’737 weiteren Soldaten der 45. französischen Armee den Doubs. Tausende von ihnen durchquerten die Stadt Biel. In Goumois findet am 20. Juni 2015 eine Gedenkfeier statt. (Bieler Tagblatt 21.6.2015)
Vor 50 Jahren: Schweizerische Flüchtlingspolitik, in: NZZ 16./17.6.1990
Über die Brücke in Goumois 1940 an der Juragrenze zu Frankreich ist die flatternde Nazi-Fahne zu sehen. Auf der Schweizerseite eden schweizer Offiziere mit einem behelmtem deutschen Wehrmachtsoldaten.
Schweizersoldaten machen Ordnung: Die im Marsch abgelegten Waffen werden säuberlichst registriert und magaziniert. Aufgrund des Waffenstillstandvertrages zw. Frankreich und Deutschland werden sie im Frühjahr 1941 an Deutschland ausgeliefert. Privatarchiv Stadelmann
Es herrscht pechschwarze Nacht. Wir marschieren übermüdet und durchnässt und glauben noch immer, das Pfeifen der Granaten zu hören. Doch seit einigen Minuten sind wir in der Schweiz! Im Dunkeln folgen wir einem schmalen Pfad, der in vielen Windungen in die Tiefe des Waldes vordringt. Nach einem uns lang erscheinenden Marsch halten wir, plötzlich scheinen alle unbeweglich. Diesem Halt ist mit keinem Befehl beizukommen. Meine Männer rufen: „Lichter!“
Beim Verlassen des Waldes, ganz unten, sehen wir auf das Dorf Soubey, wie die Ziege des Herrn Séguin auf ihr altes Haus geblickt hatte. Die Lichter erlauben, dieses Dorf in der Nacht zu erkennen. Und auf dem Berg, überall, von allen Seiten, erstrahlen weitere Lichter. Lichter! Seit Monaten wussten wir nicht mehr, was ein nicht verdunkeltes Dorf ist. Unsäglich unsere Freude, das Gefühl, mit dem wir dich wiedersehen, o Helligkeit! In tiefer Faszination betrachten wir diese Lichter, Zeugen des Lebens. Wir kommen aus dem Dunkel, aus einem Alptraum, und gehen der Ruhe, dem Leben entgegen. Und ihr, die kleinen, in der Nacht verstreuten leuchtenden Punkte seid es, die uns das verkünden!“ Leutnant André Faudot, Lager Mörigen (Seeland) Quelle: „Tels qu’ils nous ont vus – les internés en Suisse, 1940-41″, Genf, 1940
Das erste Biwak in der Schweiz auf den Pferdeweiden in Saignélegier ….
mit überraschenden Begegnungen: Schwarze!
Hilfe kommt! Wie man sich um die ‚Helden‘ kümmert! Tut die Blase weh? Ob der Franzose überleben wird …?
Die berittenen Kolonialsoldaten, die Spahis zeigen ein anderes Bild, sie bieten geradezu ein Spektakel!
Der französische Befehlshaber der 45. franz. Armee inspiziert die Kolonialsoldaten (mit den Händen in der Tasche). Muslime aus Nordafrika in der Schweiz: Diese Reitertruppe wurde von den Pferden getrennt …
Hohe Schweizeroffiziere im Gespräch mit Daille, dem Vertreter der geschlagenen Grossmacht Frankreich (alle Privatarchiv Stadelmann)
„In den Grenzdörfern und Grenzstädtchen tat man für die Unglücklichen, was möglich war. Viele fanden bei Privaten Unterschlupf. Wo die Truppen vorbeizogen, wurden sie mit Getränken bewirtet, mit Kleinigkeiten beschenkt. Am Donnerstag, als längst der Strom verebbt war, sahen wir in Tavannes immer noch eine Zeile Mädchen auf den Bänken geduldig der Ankömmlinge harren, in der einen Hand die Tasse oder das Glas, in der anderen den Krug.
Silberpapier und Zigarettenhüllen säumten die Strasse über die Pierre Pertuis. Fast alle Wagen auf dem Neumarktplatz in Biel trugen in französischer Sprache Aufschriften wie „Es lebe die Schweiz“, „die Franzosen danken der Schweiz“ oder „herzlichen Dank für den guten Empfang“.
„Bieler Tagblatt“ vom 22. Juni 1940
Die französische Internierte Armee in Biel 1940
Für die jungen Schweizer rechts ist mit dieser besiegten Armee – mit ihren Fahrzeugen, Panzern und zu tausenden fremden Soldaten – die Weltgeschichte in die Schweizer Stuben marschiert.
„Ab und zu kam der Krieg auch zu uns. Ich erinnere mich, ich muss drei Jahre alt gewesen sein, als endlose Kolonnen von französischen, polnischen und marokkanischen Soldaten eine Nacht und einen Tag lang durch unsere Stadt und unweit unserer Siedlung vorbeifuhren. Sie waren an der französisch-schweizerischen Grenze im Jura von einer deutschen Armee eingekesselt worden und ergaben sich nun den Schweizern, die sie entwaffneten und ins Landesinnere in die Internierung fahren liessen. Die Peugeot-Autos der französischen Armee gefielen mir wegen ihrer runden Formen, die Marokkaner hatten Turbane auf und einer der fremden Muslime besass ein zahmes Äffchen, das sich in einem Taschenspiegel betrachtete. Der Zug der Soldaten hielt oft an und dann dauerte es eine halbe oder eine ganze Stunde, bis er weiter zog. Wir Kinder des Quartiers und die Mütter standen dabei und stillten unsere Neugier.“
Aus: Daniel Andres, Mösli Eine Kindheit, Verlag die brotsuppe, Biel 2004 Die Ankunft der Internierten.pdf
Privatachiv Stadelmann
Privatachiv Stadelmann
An der Schweizergrenze zur Zeit des Faschismus und Nationalsozialismus
Rekonstruierte Fragen an Flüchtlinge, Zürcher Schauspielhauses 1988.mp3
Emil Lüthy 1942 (?)
alle Dokumente und Fotos aus dem Privatarchiv Stadelmann
Juni 1940: Über 28 000 französische und 12 000 polnische Soldaten
Jürg Stadelmann, Vor 50 Jahren – schweizerische Flüchtlingspolitik NZZ 19.6.1990.pdf
Hospitalisierte Herbst 1943: Tausende italienische ‚Militärflüchtlinge‘
Frühling1938 Sommer 1942: Appell im Auffanglager Bout du monde in Genf
Kinder an der französisch-schweizerischer Grenze
Rot-Kreuz-Krankenschwester Elsbeth Kasser
Schweizer Rückwanderer
Weiter siehe fremde Menschen an der Schweizergrenze 1940-45